"Die Fledermaus". Sie ist ein einmaliges Paradestück der goldenen Operettenepoche: Als übermütiges Verkleidungsspiel, wie eine perlende Droge voll lustvoller Untugend. in Champagnerlaune erfreut sich Johann Strauß': »Die Fledermaus« seit seiner Uraufführung am 5. April 1874, im Wiener Theater an der Wien, auch heute als gesellschaftskritische Wahrheit ohne dabei etwa altmodisch zu wirken. Das Stück, der Bodensatz an sich hat Tiefe die im heute wohl wahr ist. Besitzt dabei nachdenkliche Aphorismen ethischer Philosophien.
Champagnerlaunen mit humoristischem Lallen im Dreivierteltakt
Lustiger, zeitkritischer, origineller und auch durchgeknallter kann Musiktheater kaum klingen. Der Text der Operette "Die Fledermaus" handelt nach dem Vaudeville (= burleskes Singspiel) "Le Reveillon" von Henri Meilhac und Ludovic Halevy. Der Inhalt ist schnell erzählt, Aristokraten, Bürger und Dienstboten vergnügen sich auf einem Fest, verbrüdern sich, es gibt jeder vor, jemand anderer zu sein, und zum Schluss schiebt man die Schuld auf den Champagner. Doch das allein genügte Johann Strauß noch lange nicht. Im großen Finale zieht er seinen Bühnendarstellern zusammen mit dem Publikum gleich den doppelten Boden unter den Füßen weg: Jetzt stellt sich heraus, dass es sich nicht wirklich um eine etwa zufällig aufgeflogene Romanze und Intrige gehandelt hat, sondern um einen raffiniert eingefädelten Rachefeldzug von Eisensteins Freund Dr. Falke. Doch wäre es nicht fair jetzt noch mehr von dem lustvollen Spektakel hier schriftlich zu verraten.
Dem Operetten-Künstler Johann Strauß ist mit dem Dreiakter „Die Fledermaus" ein geniales Werk gelungen, das hinter seiner quirligen sehr heiteren Oberfläche und dem perlenden Rausch der musikalischen Einfälle dennoch tiefenpsychologische Alltagsthemen verbirgt. Nicht zufällig ist Alfreds Trinklied, das berühmte Motto der Operette: "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist", und nach dem berauschenden Bühnenwirbel einmal ganz nüchtern betrachtet, völlig zutreffend der Ethischen Philosophie Arthur Schopenhauers entliehen. Streng genommen mag man in der Gegenwart dieser Zeit, das Lied als leichtfertig-ironisches Bekenntnis zum halbherzigen Kompromiss goutieren oder wer will, es verachten: Tatsache ist, dass die hinter diesem Wortlaut verborgene Sentenz auf einen Aphorismus des römischen Philosophen Senecas zurückgeht: "Heilmittel wider Ungerechtigkeiten ist das Vergessen." Und genau dem, kann wie wir wissen – mit etwas mehr auch an Champagner - nachgeholfen werden. Natürlich will und soll das alles dem belustigenden Bühnenablauf in keiner Sekunde etwa die lockere, heitere „Kling, kling, sing, sing, sing, trink mit mir, sing mit mir, Lalala, lalala Laune verderben. Im Gegenteil!
Kurz noch: Die Eigenproduktion des Hofspielhaus München wird in etwa zweieinhalb Stunden Dauer gezeigt. Die Original-Partitur hat ursprünglich die Länge einer aufwendigen Spieloper von bis zu vier Stunden. Nur sehr selten wird daher das Stück in Originallänge gespielt. Nicht weniger als 30 Rollen, einem großen Chor und Ballett, dazu fünf umfangreiche Nationaltänze sind von Johann Strauss vorgeschrieben. Dass alles auch mit etwas weniger Aufwand, kleiner und enorm reduziert an Kulissen und Darstellern dabei genauso stimmungsvoll geht, zeigt jetzt eine Eigenproduktion im Sinne einer Münchner Innenstadtversion in Kooperation mit dem Theater-Werkmünchen
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