Beim Teutates
Genau auch so, erneut spannend und lustig dargestellt, beweist sich die jetzt neu im Handel erhältliche Neuausgabe: „Der Papyrus des Caesar“. Diesmal bewegt sich Asterix auf den Spuren von Julian Assange und WikiLeaks, zeigt dabei wie zeitgemäß auch längst vergangene Spuren sich wiederholen. Dabei kommen die Gallier voll und ganz jetzt im Internetzeitalter an. Für dieses neue Comic Ereignis scheinen sich (Texter) Jean- Yves Ferri und (Zeichner) Didier Conrad, (Kolorierung) Thierry Mébarki, ein bisschen mehr vorgenommen zu haben, sie trauen sich weiter vor. So hat ihre Geschichte einen hohen Gegenwartsbezug, ist aber gleichzeitig absolut glaubwürdig im altbekannten gallisch-römischen Universum verankert. Und eben dieser neue "Asterix" knöpft sich deutlich die "Cäsar-Leaks" vor.
Der jetzt neu erschienene "Asterix" verpackt ein sehr zeitgemäßes Thema in die historische römische Toga: Die Macht über die Kommunikation. Denn der „Papyrus des Cäsar“ soll über den „Gaststar Julian Assange“ als hellblonder Whistleblower Polemix, das römische Reich bis in seine Grundfesten erschüttern!
Der Comic hat sich in einer großen Metapher das Internet mit seinen investigativen Facetten vorgeknöpft und geht so nah an die Realität ran, dass typische Geräusche nicht nur, wie bisher: "Peng","Pooff" und "Pifff" heißen, sondern auch: "WLan".
Uns längst bekannte drahtlose www.Netzwerke sind es dann auch, die in diesem bereits 36. Erfolgsabenteuer des tapferen Galliers immer wieder die Handlungen inszenieren: Die Römer haben im Jahr 50 v.Christi die Brieftauben als ideales Kommunikationselement entdeckt und genutzt. Mit den Geheim-Botschaften an den Beinen der zuverlässigen Vögel geschieht dabei dasselbe, was mit eMails in heutiger Zeit ebenso abläuft: Sie werden abgefangen, kopiert, entschlüsselt, manipuliert, zurückverfolgt. Ominöser Kontakt dafür ist Polemix. Der Enthüller, sein antiker Beruf heißt Kolporteur, und eben der ist in Rom auf höchst brisante Informationen gestoßen: „Wenn das bekannt wird, verursacht das einen Skandal, der das gesamte Reich erschüttert.“
Asterix Abenteuer Zeichner Didier Conrad trifft Uderzos Stil grandios
Und es ist das zweite Abenteuer der Gallier, das J.-Y.Ferri und D.Conrad verantworten, sie beide sind Jahrgang 1959, genau dem Jahr, als die überhaupt erste „Asterix“-Geschichte, noch mit etwas Skepsis, auf den Markt kam. Mit Geduld und Fleiß haben sie die erfolgreiche Serie aus einer deprimierenden Krise geführt. Gleich nach dem Tod des (Texters) René Goscinny hatte der von (Zeichner) Albert Uderzo im Alleingang fortgeführte Comic zusehend an Niveau verloren. Die letzten beiden Bände: “Der Außerirdischen-Quark Gallien in Gefahr“ (von 2005) und „Asterix & Obelix feiern Geburtstag“ zum 50. Jubiläum der Reihe, waren die müden Tiefpunkte der zuvor erfolgreichen Serien-Geschichte. Offenbar musste auch der inzwischen älter gewordene 88-jährige Albert Uderzo einsehen, dass die französischen Comic super-héros einen erfrischenden Neustart brauchen. So gab er, vermutlich unter Druck des Verlages, seine Zusage für dieses neue qualifizierte Team. Sie kannten sich alle vorher gar nicht und arbeiteten vor allem via Internet zusammen, weil (Zeichner) Didier Conrad in Kalifornien lebt.
Mit dem neuen Band kommt enorme Lebendigkeit mit spannendem Esprit zurück in die Asterix Abenteur. Jetzt sind die Römer schon etwas fortschrittlicher, sie haben nicht nur Zeitungen, Bücher und die gute alte Post, sondern verfügen auch über ein hochmodernes Brieftauben-System. Dieses antike Internet-Äquivalent wird auf einer Seite liebevoll vorgestellt, denn es spielt eine zentrale Rolle im „Papyrus des Cäsar“, der viele Gags über das genutzte Medium enthält.
Was gibt es dazu Neues? De bello Gallico…
Cäsar hat auf den Rat seines Spindoktors und Verlegers Rufus Syndicus seine Memoiren „Vom Gallischen Krieg“ zensieren lassen. Alle unangenehmen Schilderungen der Begegnungen mit Asterix und Obelix sollen verschwinden. „So glaubt der Senat, dass Du ganz Gallien erobert hast und bewilligt Dir gerne Geld für weitere Feldzüge“, drängt der stets schmeichelnde Berater den Imperator. Cäsar willigt ein und lässt das Werk falsch darstellen. Doch der Numide Bigdatha, ein tapferer Mann aus der Schreibwerkstatt, der die Wahrheit verbreiten will, schmuggelt die Cäsar-Leaks heraus.
Ein Zeitungshoroskop hat Obelix geraten: „Meiden Sie Konflikte. Mehr Selbstkritik, weniger Wildschwein.“ Also keine Römer mehr verprügeln. Hätte man ihm Schlimmeres auferlegen können? Mit dabei sich auch diesmal die Schiffs-Piraten, lauernd vor der Küste, genau bei denen auch prompt eine der Brieftauben landet. Zu dumm nur, dass keiner der Piraten lesen kann. Allerdings fällt dem bösartigen, altklugen Korsaren spontan ein Spruch von Juvenal ein: «Dat veniam corvis, vexat censura columbas» („Den Raben verzeiht, die Tauben plagt die Kritik.“ Aha! Diese Methapher sollte bestimmt bedeuten: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.“ Beim Teutates: Womit sich der Kreis zu Wikileaks, Julian Assange und seinen investigativen Whistleblowern erfreulich schließt.
Fazit: Wer „Asterix“ verehrt, treuer Leser bleibt, wird es schnell bemerken, „Asterix“ bleibt zwar für immer in Gallien, existiert ewig im Jahr 50 v. Chr., jetzt aber, mit dieser Buch-Neuerscheinung, spürt man, auch er ist unweigerlich in diesem Jahrtausend angekommen. Ob`s etwa am Zaubertrunk des altehrwürdigen Druiden Miraculix gelegen hat?
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